Humanethologisches Filmarchiv
     
    der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung


    Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt  -  Sektion Paläoanthropologie  
    Senckenberganlage 25   60325 Frankfurt am Main  Tel. 069 - 7542-1298   www.senckenberg.de  


     
     



     

     
    Wir nehmen Abschied von unserem hochgeschätzten Kollegen und lieben Freund
     

    Renki
     

    Irenäus Eibl-Eibesfeldt
     
    starb am 2. Juni 2018


     
    Er hat seine letzte Reise im Kreis seiner Liebsten angetreten, seiner Frau und seinen
    Kindern, denen wir von Herzen in dieser Zeit viel, viel Kraft wünschen. Immer
    in Erinnerung sein werden uns seine Begeisterung, sein wacher Blick und Geist,
    seine Liebe zum Leben und seine riesengroße Freude an allem, was lebt!



     

     


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    Humanethologisches Filmarchiv

       Das Humanethologische Filmarchiv
       Kulturvergleichende Langzeitstudie   
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    Veröffentlichte Filme

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    Publikationen

       Publikationen aus dem HF
       Publikationen von I. Eibl-Eibesfeldt

    Prof. Dr. Irenäus Eibl-Eibesfeldt

       •   Vita  -  † I. Eibl-Eibesfeldt

     

    Weitere Informationen

       Links zur Humanethologie
       Archiv: MVE-Tagung 2018 "Lebenszyklus & Alltag" 


     

     

       Impressum & Datenschutz

     


     
     
    Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Irenäus Eibl-Eibesfeldt



     

     
    Vita

     

    * 15.6.1928 in Wien    
    † 2.6.2018 in Starnberg-Söcking

    Prof. emeritus; Ordentliches Mitglied des Humanwissenschaftlichen Zentrums (HWZ) der Ludwig-Maximilians-Universität; apl. Prof. für Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München; bis 2014 Leiter des Humanethologischen Filmarchivs in der Max-Planck-Gesellschaft in Andechs-Erling; bis 2008 Direktor des Ludwig-Boltzmann-Institutes für Stadtethologie in Wien; bis zu seiner Emeritierung 1996 Leiter der Forschungsstelle für Humanethologie der Max-Planck-Gesellschaft

    Familienstatus:   verheiratet seit 1950, zwei erwachsene Kinder

    Staatsbürgerschaft:   österr.

     
     

    Ausbildung:     Gymnasium in Wien
    Einberufung als Luftwaffenhelfer am 4.1.1944
    1945 Reifevermerk als LH
    Mai 1945 Studienbeginn an der Universität Wien
    1949 Staatsprüfung für Naturgeschichte (Hauptfach) und Physik (Nebenfach)
    Dez. 1949 Promotion zum Dr.phil. (Zoologie Hauptfach, Botanik Nebenfach)
    1949/50 Referendarjahr am Gymnasium zu den Piaristen in Wien

     

    Berufliche Laufbahn:  

    1946 - 1949    Mitarbeiter der Biologischen Station Wilhelminenberg bei Wien (Leiter: O. Koenig)

    1949 - 1950    Mitarbeiter am Institut für vergleichende Verhaltensforschung unter der Patronanz der Österr.
                                 Akademie der Wissenschaften, Altenberg, N.Ö. (Leiter: Prof. Dr. K. Lorenz)

    1951 - 1969    Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie (1951 - 1957 Forschungsstelle
                                 in Buldern/Westfalen, 1957 - 1969 MPIV am Standort Seewiesen) (Abteilung K. Lorenz)

    1957 - 1969    Wissenschaftlicher Direktor des Internationalen Instituts für Submarine Forschung in Vaduz

    1957                Leiter der Unesco-IUCN-Expedition zu den Galápagos-Inseln

    1957 - 1958    Wissenschaftlicher Direktor der zweiten Xarifa-Expedition in den Indischen Ozean

    1963                Habilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität München

    1970                apl. Professor für Zoologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München

    1970                Leiter einer Arbeitsgruppe für Humanethologie, die

    1975 - 1996    zur selbständigen Forschungsstelle für Humanethologie in der Max-Planck-Gesellschaft
                                 erhoben wird (bis 1986 in Seewiesen, danach in Andechs-Erling), Emeritierung

    1985 - 1993    Präsident der International Society for Human Ethology

    1992                Gründung des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Stadtethologie in Wien, Direktor des Instituts

    1996 - 2014    Leiter des Humanethologischen Filmarchivs in der Max-Planck-Gesellschaft, Andechs-Erling


    Zwei Semester Gastvorlesungen in den Vereinigten Staaten:

    1961                Department of Psychology, University of Chicago
    1967                Institute for Child Development, University of Minnesota

     

    Eibl-Eibesfeldt arbeitete die ersten zwanzig Jahre seiner wissenschaftlichen Laufbahn als Tierethologe. Er begann seine Forschungsarbeit bereits als Student 1946 auf der Biologischen Station Wilhelminenberg in Wien. Als Konrad Lorenz 1948 aus der Gefangenschaft zurückkam, schloß er sich ihm an und folgte ihm 1951, als er einen Ruf der Max-Planck-Gesellschaft erhielt, nach Deutschland. Schwerpunkte seines Interesses bildeten Fragen der Verhaltensentwicklung und die Kommunikation. Seine Experimente trugen entscheidend zur Klärung des Streits um das Angeborene im Verhalten der Säuger bei. Das Kommunikationsthema schulte ihn in der Methodik des Vergleichens und es erlaubte ihm, als Teilnehmer der beiden Xarifa-Expeditionen von Hans Hass so verschieden-
    artige Phänomene wie die Turnierkämpfe der Galápagos Meerechsen, die von im entdeckten Putzsymbiosen der Korallenfische und die Zeremonien der Balz und Brutablösung der Fregattvögel und flugunfähigen Kormorane unter einem gemeinsamen theoretischen Aspekt zu studieren. Eibl-Eibesfeldt erarbeitete sich in dieser Zeit die theoretischen Grundlagen der Ethologie und präsentierte diese in dem ersten umfassenden Lehrbuch dieses Faches - einem Grundriß der vergleichenden Verhaltensforschung - der mittlerweile in der 9. Auflage und in mehreren Übersetzungen vorliegt. In die zoologische Phase fällt auch die von ihm initiierte und geführte UNESCO-Expedition zu den Galápagos-Inseln (1957), die zur Gründung einer biologischen Station führte.

    In den sechziger Jahren begann Eibl-Eibesfeldt mit dem Aufbau eines kulturenvergleichenden Dokumentations-programmes in Film und Ton zur Aufdeckung von Universalien im menschlichen Sozialverhalten. Dazu nahm er mit einer Technik der unobtrusiven Aufnahme das ungestellte Alltagsverhalten und die Rituale von Menschen in traditionellen Kulturen in Afrika, Indonesien, Neuguinea, Polynesien und Südamerika auf. Als Ergebnis dieser Forschungen entwickelte sich die Humanethologie als selbständiger Forschungszweig, der in der Forschungsstelle für Humanethologie der Max-Planck-Gesellschaft gefördert wurde. In einem Grundriß der Humanethologie stellte er das neue Gebiet 1984 vor (5. Auflage 2004).

    Nachdem es damit als erwiesen galt, dass auch das Wahrnehmen und Handeln des Menschen durch stammesgeschichtliche Vorprogrammierungen entscheidend mitbestimmt werden, widmete er seine Forschung nunmehr der Klärung der Frage, wie der Mensch in seinem Bemühen, sich kulturell an die Neuzeit anzupassen, mit diesen ihm angeborenen Vorgaben umgeht. Die stammesgeschichtlichen Anpassungen, die den Menschen auszeichnen, entwickelten sich ja in jener langen Zeit, in der seine Ahnen als altsteinzeitliche Wildbeuter in individualisierten Kleingesellschaften lebten. Als höchst erfolgreiche Spezies schufen wir uns die anonyme Großgesellschaft, die technische Zivilisation und die Großstadt, und damit eine Umwelt, die uns zwar ungeahnte neue Möglichkeiten eröffnet, zugleich aber auch Probleme beschert, da manche unserer Anlagen nicht zu den neuen Lebensbedingungen passen. Diese Problemanlagen, zu denen unser Kurzzeitdenken ebenso wie unser Machtstreben gehören, gilt es aufzudecken, um mit ihnen umgehen zu können. Damit beschritt Eibl-Eibesfeldt ein neues Arbeitsgebiet, das interdisziplinäre Zusammenarbeit erforderte. Im Rahmen dieser kulturethologischen Forschungen erarbeitete er mit einer Kunsthistorikerin ein grundlegendes Werk zur Ethologie der Kunst (2007).

    Mit der Erforschung der Anpassungsschwierigkeiten der Großstadtmenschen befasste sich eine Forschergruppe in dem von ihm in Wien gegründeten Ludwig-Boltzmann-Institut für Stadtethologie. In München bemühte sich eine interdisziplinäre Kommission, der er angehörte, um die Einrichtung eines humanwissenschaftlichen Zentralinstituts mit dem Anliegen, die Kulturwissenschaften mit den biologischen Wissenschaften zusammen-zuführen. Das Humanwissenschaftliche Zentrum (HWZ) existiert seit Anfang 1998.

    Bereits früh setzte sich Eibl-Eibesfeldt für die Erhaltung der natürlichen Ökosysteme ein. Nach seiner Rückkehr von der Xarifa-Expedition erarbeitete er 1955 ein Memorandum für die UNESCO und IUCN mit Vorschlägen zum Schutz der bedrohten Galápagos-Fauna und Flora. Im Auftrag der UNESCO bereiste er die Inseln 1957. Seine Initiative führte zur Gründung der Charles Darwin Station auf den Inseln und zur Einrichtung von Schutzgebieten, die sich bis heute bewähren. Mit der Frage, warum wir Natur lieben und dennoch zerstören, beschäftigt sich eines seiner letzten Bücher.

    Irenäus Eibl-Eibesfeldt starb am 2. Juni 2018 in Starnberg-Söcking im Kreis seiner Familie.


     

    Publikationen


    Einige Mitgliedschaften:

    seit:

    1957    Deutsche Zoologische Gesellschaft

    1959    Gründungsmitglied der Charles Darwin Foundation for the Galápagos (1962 Executive Council)

    1963    Korrespondierendes Mitglied der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

    1972    Gründungsmitglied der International Society for Research on Aggression

    1972    Gründungsmitglied der International Society for Human Ethology (Exekutivkomitee 1978 - 1982; Präsident 1985 - 1991)

    1977    Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina

    1978    Gründungsmitglied des PEN-Club Liechtenstein

    1979    Mitglied der Australian Forensic Society

    1980    Gründungsmitglied der Konrad-Lorenz-Gesellschaft für Umwelt- und Verhaltenskunde

    1983    The Jane Goodall Institute for Wildlife, Research, Education & Conservation (Program Review Council)

    1985    korrespondierendes Mitglied der Namibia Wissenschaftlichen Gesellschaft

    1987    Fellow of the American Association for the Advancement of Sciences

    1988    Mitglied der Polnischen Akademie für Sexualforschung (Academia Scientia Sexuologicae Polonia)

    1990    Gründungsmitglied der Academia Scientiarum et Artium Europaea

    1990    Beiratsmitglied des Konrad-Lorenz-Instituts für Kognitionsforschung in Altenberg

    1991    Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der ÖAMTC-Akademie

    1991 - 2008   Begründer und wissenschaftlicher Direktor des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Stadtethologie in Wien

    1993    Beiratsvorsitzender der Peter und Traudl Engelhorn Stiftung zur Förderung der Biotechnologie und Gentechnik

    1997    Gründungsmitglied des Humanwissenschaftlichen Zentrums (HWZ) der Ludwig-Maximilians-Universität München

    1998    Beiratsmitglied der Heinz Sielmann Stiftung

    1998    Ehrenmitglied der Österreichisch-Bayerischen Gesellschaft in München

    1998    Mitglied der Deutschland-Stiftung e.V.


    sowie Mitgliedschaften in zahlreichen anderen wissenschaftlichen Organisationen und Gesellschaften wie der Animal Behavior Society, Gesellschaft für Anthropologie (1968), Gesellschaft für bedrohte Völker (1977), Deutsche Liga für das Kind (ehem. Kuratoriumsmitglied), Arbeitsgemeinschaft für Ethnomedizin (1978), Ethologische Gesellschaft (1980), u.a.m.


    Auszeichnungen:

    1971    Goldene Bölsche Medaille der Kosmos-Gesellschaft für Verdienste um die Verbreitung naturwissenschaftlicher Erkenntnisse

    1981    Burda-Preis für Kommunikationsforschung (in medias res)

    1988    Philip Morris Forschungspreis für Projektentwicklung des neuen Fachgebietes Humanethologie

    1989    Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien

    1993    Tauchpionierpreis des Tauchclubs Salzkammergut International

    1994    Verleihung der Ehrendoktorwürde für Philosophie der Universität Salamanca, Spanien

    1995    Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

    1996    Nationalparklibelle in Gold mit Rubinen und Brillianten für außerordentliche Verdienste um den internationalen Naturschutz, verliehen von der Nationalpark-Akademie Donau-Auen des Naturhistorischen Museums Wien

    1996    Schwenk'scher Umweltpreis der Stadt Ebersberg

    1997    Goldener Bratspieß der Chaîne des Rôtisseurs Bailliage de Haute-Bavière

    1997    Gold-Medaille der Dres. Haackert Stiftung, verliehen für hervorragende Verdienste um die Erforschung des menschlichen Verhaltens

    1997    Bayerischer Verdienstorden, verliehen durch den Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. E. Stoiber.

    1997    Jahrespreis der Stiftung für Abendländische Ethik und Kultur (STAB) aus Zürich.

    1998    Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse

    1998    Inge und Werner Grüter-Preis für Wissenschaftpublizistik für seine Verdienste um die Meeresbiologie und Riffforschung

    1999    "Premio Catedra Santiago Grisolía" für die Verdienste um die Erforschung der Ethologie des Menschen und der Aggressivität; Centro Reina Sofía, Valencia, Spanien

    2001    Große Goldene Peutinger Medaille

    2001    Ehrenpreis der Heinz Sielmann Stiftung für den Einsatz für den Naturschutz, vor allem auf den Galápagos-Inseln

    2003    Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien

    2005    Verleihung der Ehrendoktorwürde für Psychologie der Universität Bologna, Italien

    2007    Orden Nacional Al Mérito de la Republica del Ecuador en Grado de Comendador (Verdienstorden der Republik Ecuador), Quito, Ecuador

    2011    Premio Nonino Literaturpreis für sein Lebenswerk, Udine, Italien